Oberbürgermeister von
Villingen-Schwenningen

Mit dem Rollstuhl durch Schwenningen

27.09.2018
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Meiner Einladung zu einem „Spaziergang“ durch Schwenningen sind 25 Personen gefolgt.
Dabei handelte es sich nicht darum, die schönen Seiten von Schwenningen anzuschauen, sondern mir die Probleme vorzuführen, auf die ein behinderter Mensch im Stadtteil Schwenningen trifft.

Es waren Rollstuhlfahrer, ältere Menschen mit Rollatoren und Tagesmütter mit kleinen Kindern dabei.
Ein erster Halt waren die Ampeln.
Wie soll ein Blinder wissen, wann die Ampel grün zeigt, wenn es kein akustisches Signal gibt?
Die Grün-Phase bei den Fußgängerampeln ist oftmals zu kurz, als dass Menschen, die auf ihre Rollatoren angewiesen sind, in der Zeit die Straße überqueren könnten.
Die noch häufig fehlenden Absenkungen der Bordsteine sind für alle Betroffenen ein Problem, so auch für Kinderwagen.

Da Maria Noce von der Pflegeeinrichtung Haus Lebensquelle die entsprechenden Hilfsmittel zur Verfügung stellte, konnte ich im Rollstuhl sitzend am eigenen Leib spüren, wie es Rollstuhlfahrern ergeht. Der Kraftakt, die Straße ohne abgesenkte Bordsteine zu queren, ist schon für einen gesunden, starken Mann eine Herausforderung, um wieviel mehr sind diese Hindernisse für ältere und geschwächte Menschen eine Zumutung!

Sogar Personen, die einen Rollstuhl schieben, haben ihre liebe Not mit solchen Hindernissen.
Hat man den Bordstein überwunden, so sind dann noch Löcher im Straßen- oder Gehweg-Belag eine zusätzliche Qual für Rollstuhlfahrer.
Für Rollator-Fahrer stellen Schlaglöcher eine Gefahr dar, darin hängen zu bleiben und zu stürzen.

Außer in den neusten sanierten Fußgängerabschnitten fehlen in Schwenningen Leitlinien für Sehbehinderte.
Der Winterdienst an den Straßenübergängen lässt häufig zu wünschen übrig. Das ist für Menschen ohne Mobilitätseinschränkungen dann zwar ärgerlich, für die auf Hilfsmittel angewiesene aber ein KO-Kriterium für die Straßenbenutzung.
„So eine Erfahrung sollte eigentlich jeder mal machen. Das stärkt das Verständnis für Menschen mit Behinderungen und deren Bedürfnisse. Sollten die Bürger der Stadt mir das Vertrauen geben, so werde ich sicher den heutigen Tag in meiner Arbeit nicht vergessen, wobei ich weiß, dass die gleichen Probleme in Stadtbezirk Villingen auch bestehen, vielleicht sogar noch schlimmer durch das historische Pflaster.“